„Oppenheimer“ räumt an ab: „Oppenheimer“ räumt an ab Oscar-Preisverleihung: Die Bombe zündete

Erneut ein deutscher Triumph bei den Oscars: Das avantgardistische Auschwitz-Drama „Zone of Interest“ mit den deutschen Darstellern Christian Friedel und Sandra Hüller in den Rollen von Rudolf und Hedwig Höß gewann den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. Man spricht Deutsch in dem Dokudrama des Briten Jonathan Glazer. Leer gingen damit die deutschen Mitbewerber „Das Lehrerzimmer“ über eine überkorrekte Lehrerin und die japanische Einreichung „Perfect Days“ von Wim Wenders aus.

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Mit einem Seitenhieb auf die zunehmende Computerisierung der Filmkunst eröffnete Gastgeber Jimmy Kimmel die Gala: Er freute sich über „all diese menschlichen Schauspieler“, die sich am Abend des 10. März im Saal des Dolby-Theaters in Los Angeles eingefunden hatten. Ein Treffen der Generationen dominierte die diesjährige Oscar-Verleihung, aus der am Ende die Filmbiographie „Oppenheimer“ als überlegener Sieger hervorging. Vieles hatte im Vorfeld der 96. Verleihung des wichtigsten Filmpreises der Welt für ein Kräftemessen zwischen den beiden Regie-Giganten Christopher Nolan und Martin Scorsese gesprochen, als Konkurrenten ins Rennen gegangen mit ihren Filmen „Oppenheimer“ (13 Nominierungen) und „Killers of the Flower Moon“ (10 Nominierungen).

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Nolan und Scorsese – zwei cineastische Welten

Beide stehen für sehr unterschiedliche ästhetische Ansätze: Nolan liebt das Experimentelle, den Bruch mit Konventionen. Viele seiner Filme sprengen die Grenzen des Denkens, transzendieren die vertrauten Dimensionen. Scorsese dagegen ist der Meister der bildgewaltigen Chronik. Viele seiner Stoffe sind historisch, filmische Nachbildungen realer Ereignisse oder Personen oder zumindest von solchen, die es so ähnlich gegeben haben könnte. Auch sein neuer Film ist so eine akribische Rekonstruktion von Historie. Es geht um eine Intrige skrupelloser Gewinnmaximierer, für die Menschenleben im Zweifelsfall nichts gelten.

Eine Mordserie unter Indianern vom Stamm der Osagen und der besonders bösartige Versuch des (von Leonardo DiCaprio gespielten) Ehegatten einer indianischen Frau, selbige heimlich zu vergiften, um an ihr Erbe zu gelangen, machen „Killers of the Flower Moon“ zu einem der packendsten Filme in Scorseses langer Karriere. Das Epos zeigt den Meister auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Anders als in früheren Werken wie „Good Fellas“, „Casino“ oder „Gangs of New York“ schafft es der jüngst auf der Berlinale für sein Lebenswerk Geehrte, seinem Film von Anfang an einen dramatischen Sog zu verleihen. Scorseses Menschenrechtsdrama hat nur einen Fehler: Es ist so lang, daß man eine E-Mail-Weiterleitung ins Kino einrichten muß, wenn man ihn sich ansieht, wie Moderator Kimmel lästerte.

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„Oppenheimer“ räumt an diesem Abend ab

Mit drei Stunden kaum kürzer ist der große Gewinner des Abends „Oppenheimer“, ein zeitgeschichtliches Porträt des „Vaters“ der Atombombe, in dem der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer als Werner Heisenberg eine Nebenrolle spielt. Ihren Reiz bezieht die leicht unterkühlt erzählte Geschichte vor allem daraus, daß eine entscheidende Phase der amerikanischen Geschichte wieder auflebt, die des Kalten Krieges einschließlich der hochproblematischen McCarthy-Ära.

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Mag „Oppenheimer“ auch weniger berühren als Scorseses Spätwestern, er ist der sowohl visuell als auch erzählerisch wesentlich herausforderndere Film und steht für das Kino der jüngeren Generation, die nach immer neuen optischen Reizen Ausschau hält. „Oppenheimer“ gewann auch in den Kategorien „Beste Regie“, „Beste Kamera“, „Bester Schnitt“, „Beste Filmmusik“, „Bester Hauptdarsteller“ und „Bester Nebendarsteller“. Die Darstellerpreise errangen Cillian Murphy und Robert Downey Jr.

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Auch das deutsche Kino wird prämiert

Während der Film von Scorsese, der allerdings schon einen Oscar im Schrank stehen hat, leer ausging, räumten die beiden Kritikerlieblinge „Poor Things“, eine feministische Frankenstein-Variation, und „Zone of Interest“, die beide ebenfalls für „Bester Film“ im Rennen waren, in Nebenkategorien ab. Jonathan Glazers verstörender Ausflug in die Banalität einer spießbürgerlichen Existenz im Schatten von Auschwitz ist als typischer Vertreter eher spröder europäischer Filmkunst ein Film wie von einem anderen Stern, durfte aber in Hollywood gleichwohl strahlen.

Das beweisen der sogenannte Auslandsoscar und der Oscar für den besten Ton. Sandra Hüller war als beste weibliche Hauptdarstellerin für ihren hochgelobten Auftritt in dem bereits mehrfach preisgekrönten und mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch prämierten Justizdrama „Anatomie eines Falls“ (JF 8/24) nominiert, mußte die Trophäe jedoch Emma Stone („Poor Things“) überlassen. Die war so ergriffen, daß sie in ihrer Dankesrede mühsam nach Worten rang.

Die Deutsche kehrt nun zwar ohne eigenen Preis nach Hause zurück, darf sich aber darüber freuen, daß die beiden Filme, in denen sie mitwirkte, dank der insgesamt drei Oscars weiter im Gespräch bleiben.

„Barbie“ gehört dieses Jahr zu den großen Verlierern

Neben „Killers of the Flower Moon“ gehörte auch „Barbie“ zu den Verlierern der Preisverleihung. Moderator Jimmy Kimmel, dessen Witze nicht immer zündeten, meinte über die Mattel-Puppe, die der Film zu Leben erweckte, seine Frau würde ihrer Tochter lieber eine Packung Marlboro kaufen als eine Barbie-Puppe, und spielte damit auf die virulenten Selbstannahmestörungen unter Jugendlichen an.

Die visuell betörende, aber alles in allem viel zu dick aufgetragene Antipatriarchatsparabel mit Margot Robbie und Ryan Gosling mußte sich nach diesem Verdikt begnügen mit dem Oscar für das eigens für den Film geschriebene Lied: „What Was I Made for?“ von Billie Eilish. Der größere Trost für Regisseurin Greta Gerwig dürfte wohl sein, daß das Publikum „Barbie“ zum Kassenknüller des Jahrs 2023 gemacht hatte.

Anime-König Hayao Miyazaki setzt sich ein Denkmal

Mit seinem – so zumindest ist es angekündigt – letzten Film hat Anime-König Hayao Miyazaki erneut den Preis für den besten Trickfilm eingeheimst. Animes sind japanische Zeichentrickfilme alter Schule mit erwachsener Botschaft. Miyazaki, der bereits für „Chihiros Reise ins Zauberland“ den begehrten Preis gewann, ließ auch diesmal mit „Der Junge und der Reiher“ die Hollywood-Konkurrenz sowie die spanische Hoffnung „Robot Dreams“ hinter sich. Miyazaki ist eine Klasse für sich und der Preis für seinen jüngsten Geniestreich, den er sich mit Toshio Suzuki teilt, zweifellos auch eine Anerkennung für sein Lebenswerk.

Ein Überraschungscoup gelang den Organisatoren mit dem Laudatoren-Gespann Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito, dem Duo aus „Twins“ (1988). Zur größten Peinlichkeit geriet der Auftritt des Schauspielers John Cena: Der Laudator für das beste Kostüm trat im Adamskostüm auf, feigenblatthaft bekleidet nur mit dem Umschlag, der den Gewinner „Poor Things“ enthielt. Brüllwitz!

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Während Hollywood feierte, mußten draußen vor der Tür Hubschrauber und Polizei-Hundertschaften das Areal gegen radikale Antizionisten und „Free Palestine“-Aktivisten abschirmen, bittere Früchte einer einseitig politisierten Film-Filterblase. In Amerikas Westen also nichts Neues.

Quellenlink : „Oppenheimer“ räumt an ab: „Oppenheimer“ räumt an ab Oscar-Preisverleihung: Die Bombe zündete