Neue Studie: Neue Studie Gravierende Folgen des Atomausstiegs für den Klimaschutz

BERLIN. Pro Kilowattstunde Stromverbrauch hat Deutschland zuletzt 398 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen. Im europäischen Vergleich liegt nur Polen hinter der Bundesrepublik. Über diese Klimabilanz ein Jahr nach dem deutschen Atomausstieg berichtet die Radiant Energy Group.

Der tatsächliche CO2-Ausstoß Deutschlands pro kWh (schwarze Linie) und der mit Kernkraft (rote Linie). Zum Vergleich: Frankreich (gelbe Linie).
Der tatsächliche CO2-Ausstoß Deutschlands pro kWh (schwarze Linie) und der mögliche mit Kernkraft (rote Linie). Zum Vergleich: Frankreich (gelbe Linie). Quelle: Radiant Energy Group

Laut der Studie würde der CO₂-Ausstoß mit 103 Gramm/kWh nur rund ein Viertel betragen, würde die Bundesregierung eine weitere Nutzung von Kernkraft erlauben. Spitzenreiter sind Schweden (24 g/kWh), Norwegen (34 g/kWh) und Frankreich (41 g/kWh). Vor allem das westliche Nachbarland setzt vorwiegend auf Strom aus Nuklearenergie. Die drei Staaten setzen jeweils nur rund ein Zehntel der deutschen Kohlendioxid-Emissionen frei. Deutschland, das sich international gern als Vorreiter in Sachen Klimaschutz gibt, gehört auch durch den Atomausstieg zu den größten Klimasündern.

Atomausstieg: Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilowattstunde nach Ländern.
Atomausstieg: Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilowattstunde nach Ländern. Quelle: Electricitymaps.com

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zog zum Jahrestag nun aber eine andere Bilanz: „Wir sehen heute, daß die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise auch nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO₂-Emissionen ebenfalls runtergehen.“ Allerdings bezog er sich dabei auf den Gesamtausstoß, nicht auf die durchschnittliche Emission. Derzeit fällt der Verbrauch deutlich und damit auch leicht der CO₂-Ausstoß. Pro Kilowattstunde steigt dieser jedoch an.

Atomausstieg bedeutet „Wohlstandsverlust in Milliardenhöhe“

Auch daher widerspricht Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung dem Grünen-Minister: „Die Abschaltung der Kernkraftwerke in den vergangenen Jahren bedeutet eine klaren Wohlstandsverlust für Deutschland in Milliardenhöhe“, sagte er der Bild-Zeitung.

Er bestätigt auch, daß die in Gänze gesunkenen CO₂-Emissionen nichts mit dem Atomausstieg zu tun haben: „Hauptgrund sind wirtschaftliche Schwäche und die Produktionsreduktion in der Industrie aufgrund der noch immer hohen Energiepreise“, so Frondel.

Strompreise werden kräftig steigen

Klar sei, auch wenn es schwer zu beziffern sei: „Die Strompreise in Deutschland lägen durch einen Weiterbetrieb der AKWs niedriger als aktuell.“ Und sie werden nach Ansicht von Fachleuten weiter steigen. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm errechnete für die kommenden 15 Jahre 8,1 Cent Erhöhung pro Kilowattstunde. Dabei berücksichtigte sie aber nicht die Kosten für den durch die Erneuerbaren Energien nötigen Netzausbau. Der wird hunderte Milliarden Euro kosten und den Strompreis in Deutschland zusätzlich nach oben schießen lassen.

Erstmals seit mehr als 20 Jahren ist Deutschland seit dem Atomausstieg bei der Stromversorgung nicht mehr unabhängig. Im vergangenen Jahr mußte die Bundesrepublik zwölf Milliarden Kilowattstunden unter dem Strich importieren. Im Jahr vor dem Atomausstieg exportierte Deutschland 29 Milliarden Kilowattstunden. (fh)

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